Daniel Bosshart: Geteilter Traum & Raum

SiemensForum Erlangen
Werner-von-Siemens-Straße 50
27. Mai - 7. Juni
während des Salons:
Do-So 10-18 Uhr
sonst:
Mo-Do 8-18 Uhr; Fr 8-16 Uhr; Sa, So geschlossen

 

Vier Jahreszeiten. Ein Haus, in dem es eine Buchhandlung gibt. Ein Vater mit seinen zwei Söhnen, die sich einen Traum teilen. Einen Traum vom Leben, das voranschreitet. Die Söhne werden älter. Am Ende, im letzten Bild, liegt da ein gebrochenes Brot auf einem Teller. Der Vater - womöglich ist er auf einer symbolischen Ebene spirituell gemeint. Es ist für den Leser vieles möglich zu denken, wenn er Daniel Bossharts wortlos erzählte Geschichte "Geteilter Traum" anschaut.
Auf dem Internationalen Comic-Salon Erlangen 2000 bekam diese Geschichte den Max-und-Moritz-Preis für die beste deutschsprachige Comic-Publikation. Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden, von der Realisierung der Träume in der Tat. Es ist eine Geschichte über zwei unterschiedliche Temperamente. Der eine Sohn träumt das Abenteuer, wenn er als Kind draußen im Wald spielt. Dem anderen Sohn wird das im Zimmer vermiedene Abenteuer zum Anlass, sich über die Phantasie in die künstlerische Sublimation zu träumen. So geht es weiter - über Jahre, in den Beginn von Karrieren.
Daniel Bosshart, 1971 in Zürich geboren, ausgebildet zum Comic- und Hochbauzeichner, inzwischen Architekt, hat Räume als Bühne seiner kleinen, wunderschönen Entwicklungsnovelle gezeichnet. Räume, die sich verwandeln und die dennoch die Köpfe immer wieder zusammenhalten. So wird unter dem Eindruck der ersten Liebe ein kleinstädtischer Marktplatz in eine "romantisch" mittelalterliche Gotik-Szene verzaubert. Der andere Junge, der keine Hand zum Halten hat, liest "Romeo und Julia" und bringt mit seiner Phantasie eine auf die Buchseite von Shakespeares Text gezeichnete emblematische Rose dazu, durch Panelbegrenzungen hindurch in eine riesige Bibliothek zu wachsen. Bei Bosshart kann jeder Gedanke Bild werden und jedes Treppenhaus Bühnenbild. Seine Bilder wirken ruhig, ohne statisch zu sein. Seine Innenräume, seine Außenräume, mit der Präzision des Architekten erfasst, sind zugleich Seelenräume. Sie haben eine Tiefe, die nicht in den zwei Dimensionen einer Seite endet. Das Auge kann in ihnen auf weite Reisen gehen. (HH)

© Stadt Erlangen und Verfasser

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