Ungerufene Geister – Die Welt des Dylan Dog

Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle
30. Mai - 2. Juni
Do 12-19 Uhr
Fr, Sa 10-19 Uhr
So 10-18 Uhr

 

Ursprünglich haben Menschen Städte auch gebaut, um sich von den Geistern abzusetzen. Die sollten dort bleiben, wo sie hingehören: in der Natur, vor den Stadtmauern. Doch die Geister waren klüger als die Menschen. Sie ließen sich als Konterbande in die Städte einschmuggeln - und zwar in den Köpfen. Nun wohnen sie in einer Parallelwelt neben den Menschen in den Städten: in Büchern und Filmen, in Computerspielen, Videos und Comicstrips. Da ist es gut, dass es Geisterjäger gibt. Dylan Dog ist so ein Geisterjäger. Von geheimnisumwitterter Herkunft, lebt er mit seinem Faktotum Groucho in einem London, das sich hinter seiner modernen Fassade in zahllose Abgründe und Anderswelten öffnet. Von dort aus steigen die Geister wieder in die Köpfe, und die Menschen wissen nicht mehr, was Wahn ist, was Wirklichkeit - wenn Verstorbene nicht aus den Seelen verschwinden wollen oder die Dämonen des Alkohols nicht weichen.
"Dylan Dog", seit 1986 erfolgreich auf dem italienischen Fumetti-Markt, ist eine der intelligentesten Comic-Erfindungen überhaupt. Tiziano Sclavi, der Schöpfer der Serie, hat es geschafft, seine Storys so anzulegen, dass sie mühelos auf zwei Ebenen rezipiert werden können: einmal ganz naiv als spannende Gruselgeschichten, zum anderen aber hochintellektuell als postmoderne Vexierspiele mit allen möglichen medialen Vorbildern, vor allem aber dem Film. Schon Dylan Dogs Sidekick Groucho ist eine Hommage auf den großen Marx Brother, und die erste Nummer mit dem deutschen Titel "Morgendämmerung der Untoten" war voll von Anspielungen auf George A. Romeros Kult-Schocker "Die Nacht der lebenden Toten". Sclavi, Comic-Redakteur, Romanautor und Szenarist, umgibt sich selbst gern mit der Aura des Sonderlings und fühlt sich laut eigener Aussage besonders nahe an den Freaks und Monstern seiner Serie.
"Dylan Dog" wird von unterschiedlichen Zeichnern gestaltet, die jedoch alle den ursprünglichen Stil von Angelo Stano nur vorsichtig abwandeln. Stanos großes Vorbild ist vor allem bei der Figuration der österreichische Expressionist Egon Schiele. Folglich mildert Stano knallharte Schwarzweiß-Kontraste durch konturierende Rasterflächen und weiche Schwünge in der Linienführung ab. Manche seiner Kollegen verhärten Dylan Dogs Welt wieder, manche lösen sie noch mehr ins Ornamentale auf. Immer aber illustrieren sie Geschichten, die von der Kinoleinwand herabgestiegen sind - und durch die selbstverständlich neue Geister die Städte bewohnen. (HH)

© Stadt Erlangen und Verfasser

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