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        Die 
        belgische Avantgarde-Zeichner-Gruppe Fréon wirkt in Brüssel. 
        Zum Phänomen "Stadt und Raum" hat sie eine Ausstellungsinszenierung 
        für die Städtische Galerie Erlangen gestaltet. Der Blick der 
        Gruppe auf die Stadt ist geprägt durch das zweigeteilte Brüssel: 
        hier die monströse, bürokratische Moderne, dort die halbverfallenen 
        Überbleibsel einstigen Gründerzeitglanzes. In dieser zweiten 
        Hälfte der Europa-Stadt, wo das Wohnen noch billig ist, haben die 
        Gruppe und ihr Verlag, der mit seinen anspruchsvollen Bildergeschichten 
        mittlerweile europaweit für Aufsehen gesorgt hat, seit 1994 ihren 
        Sitz. Die Herausgabe der Zeitschrift "Frigo", Publikations-Reihen 
        und die Organisation von Events, Meetings, Workshops und Ausstellungen 
        gehören zum Programm der Gruppe. Ihre Reihen widmen sich im Besonderen 
        der Bildformung zwischen Zeichnung, Aquarell und Malerei, verweisen dabei 
        auf spartenübergreifende Zusammenhänge, auf den Film, die Fotografie 
        oder das Theater. In Angoulême erhielt Fréon 2000 den Preis 
        für das beste ausländische Comic-Album. 
         Die 
        Nähe zur Produktion ist für Fréon wie die Verlegertätigkeit 
        Teil des Schaffensprozesses. Die Geschichte und im engeren Sinne die Machart 
        der Geschichte bestimmt auch die Form des Buches. Drei Reihen hat Fréon 
        geschaffen: "L'Amphigouri", "Le Quadrupède" 
        ("Der Vierfüßler") und "Frigobox" - Stadtgeschichten. 
        Es gibt auch eine Internetseite von Fréon (www.freon.org), die 
        das Freon'sche Werk informativ und eigenschöpferisch im virtuellen 
        Raum weiterführt.  
        Zu ihrer Erlanger Ausstellung hat Fréon einen Text geschrieben, 
        der in seiner Mehrdeutigkeit und seinem Geheimnis Programm ist: 
         Die 
        Bilder, die Farben, die Personen, die Landschaften kommen aus der Nacht. 
        Die Helligkeit der Nacht zeichnet "Nachtlandschaften". Die Geschichten 
        entstehen aus der Undurchdringlichkeit, aus den Winkeln, in die das Licht 
        nie gelangt. Ins Souterrain hinabsteigen, in einem Keller schreiben und 
        zeichnen. Man bewegt sich durch unglaubliche Entwicklungen. Ein mysteriöser 
        Doktor irrt auf der Insel umher. In der Stadt mit unsichtbaren Gärten. 
        Die Asche seines Vaters ist unauffindbar. Ein europäischer Beamter 
        hält sich für den berühmten portugiesischen Dichter Fernando 
        Pessoa. Der Tod tanzt mit der Jungfrau Maria und durchbohrt sie mit seiner 
        Lanze. Ein Fremder kommt spät abends im Dorf an. 
        Man muss sich durch die Räume dieser Ausstellung, ihre Geschichten 
        wie ein Phantom bewegen. Das Auge irrt umher auf der Suche nach Licht. 
        Als Zuschauer ist man ein gespenstischer Akteur. Die zentrale Frage ist 
        die Beziehung zwischen dem Schwarz und der Farbe. Der Raum ist in Schwarz 
        getaucht. Der Tag ist genauso undurchsichtig wie die Nacht, das Weiß 
        genauso rätselhaft wie das Schwarz. Die Geschichten sind wie Kohlebecken, 
        ringsum herrscht Finsternis. Die Bilder führen in unklare Gefilde. 
        Ein schwarzer Bogen streift den farbigen Raum. Er treibt in der Stadt 
        mit den obskuren Gärten umher. Je weiter man fortschreitet, desto 
        weniger versteht man, was man sieht. Man wird gebeten, den Lichtern der 
        Ausstellung zu folgen. 
         Ringsum 
        herrscht Finsternis. Ein Fremder kommt spät abends an. Die Asche 
        seines Vaters ist unauffindbar. Ein obskurer portugiesischer Dichter hält 
        sich für einen obskuren portugiesischen Dichter. Die Herren sind 
        unsichtbar. Da wo Finsternis herrscht. Vielleicht ist das Schwarze die 
        Quelle der Farbe. Der Besucher geht weiter, und je weiter er kommt, desto 
        weniger versteht er, was er sieht. Es gibt nicht den geringsten Lichtschein. 
        Auf der Insel gibt es kein Licht. Die zentrale Frage ist die Existenz 
        dieser dunklen vagen Linie. Nicht der kleinste Lichtschein. Die Geschichten 
        sind obskur, ringsum herrscht Finsternis. Die Bilder sind dunkel. 
      © Stadt Erlangen und Verfasser 
       
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