Sylvain VictorFréon by night – eine obskure Ausstellung

Städtische Galerie Erlangen – Große Galerie
Palais Stutterheim, Marktplatz 1
30. Mai - 30. Juni
Di-Fr 10-18 Uhr
Sa, So 10-17 Uhr

     









Dominique GobletDie belgische Avantgarde-Zeichner-Gruppe Fréon wirkt in Brüssel. Zum Phänomen "Stadt und Raum" hat sie eine Ausstellungsinszenierung für die Städtische Galerie Erlangen gestaltet. Der Blick der Gruppe auf die Stadt ist geprägt durch das zweigeteilte Brüssel: hier die monströse, bürokratische Moderne, dort die halbverfallenen Überbleibsel einstigen Gründerzeitglanzes. In dieser zweiten Hälfte der Europa-Stadt, wo das Wohnen noch billig ist, haben die Gruppe und ihr Verlag, der mit seinen anspruchsvollen Bildergeschichten mittlerweile europaweit für Aufsehen gesorgt hat, seit 1994 ihren Sitz. Die Herausgabe der Zeitschrift "Frigo", Publikations-Reihen und die Organisation von Events, Meetings, Workshops und Ausstellungen gehören zum Programm der Gruppe. Ihre Reihen widmen sich im Besonderen der Bildformung zwischen Zeichnung, Aquarell und Malerei, verweisen dabei auf spartenübergreifende Zusammenhänge, auf den Film, die Fotografie oder das Theater. In Angoulême erhielt Fréon 2000 den Preis für das beste ausländische Comic-Album.
Frédéric CochéDie Nähe zur Produktion ist für Fréon wie die Verlegertätigkeit Teil des Schaffensprozesses. Die Geschichte und im engeren Sinne die Machart der Geschichte bestimmt auch die Form des Buches. Drei Reihen hat Fréon geschaffen: "L'Amphigouri", "Le Quadrupède" ("Der Vierfüßler") und "Frigobox" - Stadtgeschichten. Es gibt auch eine Internetseite von Fréon (www.freon.org), die das Freon'sche Werk informativ und eigenschöpferisch im virtuellen Raum weiterführt.
Zu ihrer Erlanger Ausstellung hat Fréon einen Text geschrieben, der in seiner Mehrdeutigkeit und seinem Geheimnis Programm ist:
Jean-Christophe LongDie Bilder, die Farben, die Personen, die Landschaften kommen aus der Nacht. Die Helligkeit der Nacht zeichnet "Nachtlandschaften". Die Geschichten entstehen aus der Undurchdringlichkeit, aus den Winkeln, in die das Licht nie gelangt. Ins Souterrain hinabsteigen, in einem Keller schreiben und zeichnen. Man bewegt sich durch unglaubliche Entwicklungen. Ein mysteriöser Doktor irrt auf der Insel umher. In der Stadt mit unsichtbaren Gärten. Die Asche seines Vaters ist unauffindbar. Ein europäischer Beamter hält sich für den berühmten portugiesischen Dichter Fernando Pessoa. Der Tod tanzt mit der Jungfrau Maria und durchbohrt sie mit seiner Lanze. Ein Fremder kommt spät abends im Dorf an.
Man muss sich durch die Räume dieser Ausstellung, ihre Geschichten wie ein Phantom bewegen. Das Auge irrt umher auf der Suche nach Licht. Als Zuschauer ist man ein gespenstischer Akteur. Die zentrale Frage ist die Beziehung zwischen dem Schwarz und der Farbe. Der Raum ist in Schwarz getaucht. Der Tag ist genauso undurchsichtig wie die Nacht, das Weiß genauso rätselhaft wie das Schwarz. Die Geschichten sind wie Kohlebecken, ringsum herrscht Finsternis. Die Bilder führen in unklare Gefilde. Ein schwarzer Bogen streift den farbigen Raum. Er treibt in der Stadt mit den obskuren Gärten umher. Je weiter man fortschreitet, desto weniger versteht man, was man sieht. Man wird gebeten, den Lichtern der Ausstellung zu folgen.
Eric LambeRingsum herrscht Finsternis. Ein Fremder kommt spät abends an. Die Asche seines Vaters ist unauffindbar. Ein obskurer portugiesischer Dichter hält sich für einen obskuren portugiesischen Dichter. Die Herren sind unsichtbar. Da wo Finsternis herrscht. Vielleicht ist das Schwarze die Quelle der Farbe. Der Besucher geht weiter, und je weiter er kommt, desto weniger versteht er, was er sieht. Es gibt nicht den geringsten Lichtschein. Auf der Insel gibt es kein Licht. Die zentrale Frage ist die Existenz dieser dunklen vagen Linie. Nicht der kleinste Lichtschein. Die Geschichten sind obskur, ringsum herrscht Finsternis. Die Bilder sind dunkel.

© Stadt Erlangen und Verfasser

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