Die großen Publikumsrenner sind sie auf dem amerikanischen
Markt nicht, aber sie werden immerhin produziert: die dunklen Geschichten
um die strahlenden Helden mit den übermenschlichen Kräften.
Sie richten sich mehr an die erwachsenen als an die kindlichen Leser,
die immer so gern ganz einfach gewinnen und das Böse besiegen möchten.
In den dunklen Geschichten aber ist das Böse den Helden sehr nahe,
ist womöglich sogar Teil von ihnen.
An
den Rand des Bösen hat der amerikanische Zeichner Mike Mignola Batman
zweimal geführt. Doch über den Rand kann man eben mit einem
Standard-Hero nicht hinaus gehen. Deswegen hat Mignola 1994 einen unabhängigen
Helden geschaffen, seinen eigenen Helden, mit dem er auch als Autor umgehen
konnte und der keinem anderen Ort entspringt als der Hölle (lange
vor Spawn). Zwar wird "Hellboy" schnell domestiziert und arbeitet
für amerikanische Behörden als Occult Detective. Doch das Dunkle,
das Bedrohliche bleibt ihm nicht nur nahe, weil er viele Monster bekämpfen
muss, sondern weil Mike Mignola seine Panels in harten Schwarz-Weiß-Kontrasten
ohne Grautöne gestaltet. Hier fehlt das Zwielicht, hier geht es gleich
in die Nacht. Und dass die Story im Dunstkreis von Nazis angesiedelt ist,
trägt nur zu ihrer Düsternis bei. Mignola selbst arbeitet inzwischen
als Designer viel für Filmproduktionen, u.a. für Disneys "Atlantis"
und "Blade II".
Als "Hellboy" jüngst in einer deutschen Werkausgabe neu
erschienen ist, haben einige deutsche Comic-Künstler, darunter Martin
Frei, Timo Würz, Isabel Kreitz, Dieter Jüdt, Wittek, Laska,
Reinhard Kleist, Uli Oesterle und Eckart Breitschuh, Hommagen an die Figur
gezeichnet. Einige sind ironisch mit der Materie umgegangen, andere haben
mit heroisierenden Untersichten und wuchtender Muskulatur des porträtierten
Occult-Schnüfflers aber durchaus einen totalitären Kunststil
gewählt. Ob Helden dazu verführen, selbst wenn sie aus der Hölle
kommen? (HH)
© Stadt Erlangen und Verfasser
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