Was macht ein Medium, das in den USA beinahe seit seinen Ursprüngen
vor allem Helden erschaffen hat, um Menschen und Leser vor Katastrophen
zu schützen, wenn die Katastrophe mit unerwarteter Heftigkeit in
das eigene Land eingeschlagen hat? Was haben Autoren und Zeichner von
Superhelden zu sagen, wenn die Wirklichkeit genau jene Helden nötig
gehabt hätte, die sie in ihren Geschichten beschreiben? Wie gehen
diese Superhelden um mit dem Einsturz der Türme des World Trade Center
und dem Sturz eines Flugzeugs in das Pentagon?
Künstlerische Medien wie der Comic, Massenmedien wie die Comicstrips
zumal, haben neben ihren offensichtlichen Funktionen, der Unterhaltung
zu dienen und Profit einzufahren, neben ihrem künstlerischen Wert
auch noch die Aufgabe, auf soziale Erfahrungen zu reagieren, Traumata
zu bearbeiten und politische Haltungen zu formieren. Deswegen sind die
Terror-Anschläge des 11. September 2001 für viele amerikanische
Comic-Künstler sehr schnell zum Thema geworden. Manche mussten sich
das eigene Erleben der Katastrophe von der Seele zeichnen. Andere kommentierten
die Stimmung im Land. Wieder andere beteiligten sich an der Stimmungsmache,
also der politischen Propaganda in der Folge der Ereignisse. So entstand
in vielen künstlerischen Ausdrucksformen ein Mosaik von Tagebuchnotizen,
von bildnerischen Aufschreien, von Appellen zur Nachdenklichkeit wie von
Feindbild- und Heldenproduktionen. Vom DC Verlag wurden die grafischen
Reaktionen nahezu aller bedeutenden US-Comic-Künstler auf den 11.
September unter dem Titel "9/11" in zwei Benefiz-Bänden
(für die Hinterbliebenen der Opfer und für das amerikanische
Rote Kreuz) versammelt. Das Original-Artwork wird derzeit an den betroffenen
Orten der USA in Ausstellungen gezeigt. Der Internationale Comic-Salon
Erlangen stellt das Thema wegen seiner Aktualität, aber auch weil
es ein Thema der großen Städte ist, in Digitalprints vor und
zur Diskussion. (HH)
© Stadt Erlangen und Verfasser
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