Im Wahn der Megacitys: Michael Lark, Darrick Robertson

Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle
30. Mai - 2. Juni
Do 12-19 Uhr
Fr, Sa 10-19 Uhr
So 10-18 Uhr

 

 

Seit es Projektionen gesellschaftlicher Organisationsformen in die Zukunft gibt, also in die Möglichkeit, als Entwicklungsziel oder als Warnung, war die Stadt bevorzugter Ort solcher Projektionen. Denn die Stadt ist eine besonders hoch entwickelte Form sozialer Organisation. Sie strahlt dazu noch die weithin sichtbaren Zeichen der architektonischen Inszenierung solcher Organisation aus. Deshalb faszinierte sie seit je besonders die Entwerfer von Zukunftsbildern, sei es in der klassischen Malerei, sei es in der SF-Illustration, sei es in den Comicstrips. Auch in diesem Medium halten sich Utopie und Dystopie die Waage, wie die beiden wohl interessantesten Entwürfe von Comic-Städten in den letzten Jahren zeigen.

Terminal City
Terminal City
Terminal City
Terminal City

Der eine, der utopische Entwurf, ist "Terminal City" von Michael Lark (Dean Motter schrieb das Szenario dazu). Dabei macht Lark, der seit 1989 Comics zeichnet und sich immer wieder für urbane Zonen interessiert, sei es in "Scene of the Crime", sei es in den dichten Schatten seiner Adaption von Raymond Chandlers Kriminalroman "Die kleine Schwester" oder jüngst in seinen Visionen von Batmans Gotham City, etwas Erstaunliches. Er gestaltet seine Stadt aus den Vorstellungen einer zurückliegenden Architektur-Utopie heraus und gibt ihr die Formen der Neuen Sachlichkeit, wie sie in den späten 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erdacht wurde. Beispielsweise zeichnet er einen Landungsturm für Luftschiffe. Glatte Flächen und weiche Rundungen konstruieren die Fassaden und schaffen eine kühle, eben sachliche Grundstimmung, vor der auch die grotesk-kriminalistischen Handlungen in "Terminal City" wie eingefroren ablaufen.
Den dystopischen Gegenentwurf dazu liefert der 30-jährige Amerikaner Darrick Robertson, der schon für alle großen Superhelden-Verlage gearbeitet hat. In der Serie "Transmetropolitan" gibt er der Stadt selbst die Hauptrolle, auch wenn die nominell von einem abgefahrenen Journalisten mit seiner Kolumne "Ich hasse diese Stadt" gespielt wird (die Story schreibt Warren Ellis). Robertson treibt die Stadt in Richtung der globalen metropolitanen Katastrophe, wie sie sich mit dem ungebremsten Wachstum von Shanghai oder Mexico City längst andeutet. Sie ist total multikulturell, hochkapitalistisch, ein grelles Neonmedium zur Überwältigung ihrer desorientierten Bewohner einerseits, auf der anderen Seite ein düsterer Slum, in dem brutalste Gewalt die normalste Sache der Welt ist. Darick Robertsons "Transmetropolitan" ist eine entsetzlich komische Stadtvision, deren Wirklichkeit unter unseren Füßen gerade heranwächst. (HH)

© Stadt Erlangen und Verfasser

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