Vor
sechs Jahren war der in Fürth lebende Künstler Axel Voss erstmals
mit einer Präsentation am Internationalen Comic-Salon Erlangen beteiligt.
Da hatte er die Comic-Erzählung "Businessmen" als Abschlussarbeit
an der Nürnberger Kunstakademie eingereicht. Beim letzten Salon zeigte
er unter dem Titel "That's Entertainment" von Musik inspirierte
Comics im Singleformat. Diesmal werden seine jüngsten Arbeiten ausgestellt:
"Stadtlandschaften". Die Stadtlandschaften hat Voss an den U-Bahn-Haltestellen
zwischen Nürnberg und Fürth gefunden, in London, auch ein Münchner
Motiv ist dabei. Oft sind es nur Fragmente von Architektur, die er aufnimmt,
Ausschnitte von Fassaden oder Fassadeninszenierungen durch Markisen, Schaufenster,
raffinierte Türstöcke und "alltägliche Signalschriften",
wie Voss Leuchtreklamen und ähnliches nennt. Wo diese Inszenierungen
die Architektur und den sie umgebenden Raum schon akzentuieren, erleuchtet
Voss sie nochmals durch die fotorealistischen Wiedergaben und klar gesetzten
Farben in seinen Serigrafien.
Auch wenn er ganz stille Stadtsegmente aus der urbanen Totalität
schneidet, die durchaus Stimmungen wie bei Edward Hopper treffen, verzichtet
er doch nicht ganz auf narrative Elemente. So belebt er die Stadtsegmente
fast immer mit Figuren. Oft blicken sie den Betrachter an, sind aber in
ihre eigenen Geschichten eingeschlossen. Dennoch gelangen Mimik und Raum
häufig zur Konsistenz. Manchmal werden auch Geschichten angedeutet,
die über den Moment hinausweisen - wenn ein Mann mit Messer vor dem
Nürnberger Rio-Kino eine Telefonzelle verlässt, wenn drei Gestalten,
die auf der Münchner Hackerbrücke hinter einem Mann hergehen,
etwas Bedrohliches ausstrahlen. Dennoch: Die dekorativen Architekturversatzstücke
aus seinem Diplom-Comic bekommen in den neuen Arbeiten von Axel Voss ästhetische
Eigenwirkung. Die Straßen leuchten - und die Melancholie der Stadt
hat in dem Künstler einen empathischen Chronisten gefunden. (HH)
© Stadt Erlangen und Verfasser
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